Für die Einhaltung der Tachographen- bzw. Fahrtenschreibervorschriften sind sowohl die Flottenmanager als auch die Fahrer verantwortlich. Wenn zwei Fahrer in einem Fahrzeug an Bord sind, spricht man von einer Zwei-Mann- bzw. Doppelbesetzung oder auch Doppelbesatzung.
Wie verhält es sich bei Transporten mit doppelter Fahrerbesatzung?
Sich alle Vorschriften zu merken, sie im Berufsalltag einzuhalten und zu wissen, wie Sie konkret umzusetzen sind, ist nicht immer einfach. Dieser Artikel fasst zusammen, welche Lenkzeitregeln im Rahmen der Doppelbesetzung zu beachten sind, und soll Ihnen helfen, die innerhalb der EU geltenden rechtlichen Anforderungen besser zu verstehen.
Wann gilt ein Fahrzeug als doppelt besetzt?
Wie das Wort „doppelt“ schon verrät, gilt ein Fahrzeug als doppelt besetzt, wenn zwei Berufskraftfahrer in der Fahrzeugkabine anwesend sind. In diesem Zusammenhang gilt folgendes zu beachten. Beide Fahrer müssen:
- ihre Fahrerkarte in den Kartenschacht des Fahrtenschreibers schieben,
- bereit und rechtlich befugt sein, den Fahrdienst zu übernehmen,
- sich an die Vorschriften zu Arbeitszeiten, Pausen und Ruhezeiten halten,
- während des gesamten Fahrdienstes des entsprechenden Tages anwesend sein.
Wichtig zu wissen: die erste Stunde ist dabei ausgenommen, denn innerhalb dieser Zeit darf der erste Fahrer durchaus auch der einzige Fahrer im Dienst sein, um z.B. das Fahrzeug vorzubereiten oder den zweiten Fahrer abzuholen. Der zweite Fahrer muss allerdings innerhalb dieser ersten Stunde zum Dienst erscheinen.
Wie verwendet man den Fahrtenschreiber bei einer Doppelbesetzung?
Ihren Fahrtenschreiber für eine Doppelbesetzung einzurichten, ist ganz einfach. Im Folgenden finden Sie eine Schritt-für-Schritt Anleitung:
- Die Fahrerkarten müssen so schnell wie möglich in den Kartenschacht des Fahrtenschreibers gesteckt werden – am besten, sobald der jeweilige Fahrer in die Kabine steigt. Erst dann sollte das Fahrzeug auf die Straße fahren. Denken Sie auch daran, dass beide Fahrer innerhalb der ersten Stunde des Dienstbeginns im Fahrzeug sein müssen.
- Der Fahrer hinter dem Steuer steckt seine Karte in den ersten Schacht, den Fahrerkartenschacht, der Beifahrer steckt seine in den zweiten.
- Bei einem Platzwechsel müssen auch die Karten getauscht werden, sodass sich die Karte des vorherigen Beifahrers nun im Fahrerkartenschacht befindet. Die ersten 45 Minuten auf dem Beifahrersitz zählen nach einem Wechsel als Pausenzeit.
Welche Lenkzeiten gelten bei Doppelbesetzung?
Damit beide Fahrer in Doppelbesetzung effektiv arbeiten können, müssen sie bereit und rechtlich befugt sein, den Fahrdienst aufzunehmen. Sie müssen sich in diesem Zusammenhang an die gesetzlich vorgeschriebenen Lenkzeiten halten. Wir nennen die wichtigsten Regeln im Rahmen einer Doppelbesetzung:
- Müssen Ihre Fahrer zu einem Fahrzeugstandort, der nicht zu Ihrem Unternehmen gehört? Dann wird die Zeit, welche sie bis dorthin benötigen als „andere Arbeit“ gewertet.
- Pausen werden nicht auf die tägliche Mindestruhezeit von 9 Stunden innerhalb eines 30-Stunden-Zeitraums angerechnet, der nach Beendigung der letzten täglichen oder wöchentlichen Ruhezeit beginnt. Die vorgeschriebenen Pausen- und Ruhezeiten gelten für beide Fahrer.
Benötigen Sie mehr Informationen zu Lenk-, Pausen-, Ruhe- und Arbeitszeiten? Schauen Sie sich unseren Überblick zu den Arbeitszeitvorschriften für Fahrer in der EU an.
Vorteile und Herausforderungen der Doppelbesetzung
Jeder Fuhrparkleiter oder Berufskraftfahrer muss sich der Frage stellen, ob eine Doppelbesetzung zur Maximierung der Produktivität beiträgt. Die klare Antwort lautet: Ja.
Die maximale tägliche Lenkzeit eines einzelnen Fahrers beträgt 9 Stunden, wobei an zwei Tagen pro Woche auch 10 Stunden möglich sind. Mit einer Doppelbesetzung können Sie diese Zeiten einfach verdoppeln – solange Sie sich an die oben genannten Vorschriften halten. Ein klarer Vorteil.
Vorteile
- Schnellere Lieferzeiten: Da Ihr Fahrerduo mithilfe der Doppelbesetzung länger auf der Straße unterwegs ist, ist es durchaus möglich, Ihre Lieferzeit zu halbieren.
- Höhere Verkehrssicherheit: Da sich beide Fahrer beim Fahren abwechseln, vermeiden sie Müdigkeit am Steuer, welche die häufigste Ursache von Verkehrsunfällen ist.
- Größere Kosteneinsparung: Die schnellere Belieferung von Kunden in Verbindung mit einem geringeren Unfallrisiko macht es möglich, dass Sie mehr Aufträge in kürzerer Zeit erledigen und Ihre Kosten für Versicherungsprämien senken.
Welche Herausforderungen bestehen bei einer Zwei-Mann Besetzung?
Herausforderungen
- Personalmanagement: Sie sollten über unternehmensinterne Prozesse verfügen, die Streitigkeiten zwischen den Fahrern lösen, falls solche auftreten. Fragen Sie sich auch, wie Sie damit umgehen, wenn sich ein Fahrer krankmeldet – müssen Sie in einem solchen Fall Ihren Lieferplan aktualisieren oder können Sie einfach einen Ersatzfahrer anfordern?
- Monitoring der Fahrleistung: Erarbeiten Sie gemeinsam mit Ihren Fahrern einen Plan, wie die Fahrleistung bei doppelter Fahrerbesatzung analysiert und bewertet werden kann. Möchten Sie beispielsweise Ihr Fahrerduo als ein Team bewerten?
- Einhaltung von Transportvorschriften: Während der Fahrt ist es dem Beifahrer gesetzlich verboten, jegliche Art von Arbeit zu verrichten, auch wenn sie noch so einfach ist. Um diesbezügliche gesetzliche Vorschriften einzuhalten, sollte Ihr Team in der Disposition stets wissen, mit welchem Fahrer es zu bestimmten Zeiten kommunizieren darf.
Beispiel eines doppelten Besetzungsplans
| Fahreraktivität | Zeitrahmen |
| Fahrer 1 holt das Fahrzeug von einem unternehmensfremden Parkplatz ab. Er führt eine Fahrzeuginspektion durch, um die Verkehrstauglichkeit zu prüfen. Nun fährt er zum Unternehmen, wo er Fahrer 2 abholt. Die Fahrerkarten beider Fahrer befinden sich in dem korrekten Steckplatz. | Erste Stunde des Dienstbeginns |
| Fahrer 1 übernimmt die erste Schicht am Steuer. Fahrer 2 führt keine Arbeit aus. | 4,5 Stunden |
| Die Fahrer tauschen ihre Rollen und wechseln ihre Fahrerkarten im Fahrtenschreiber. Die Karte von Fahrer 1 befindet sich nun im Steckplatz 2, der auf eine Verfügbarkeitszeit („Period of Availability“, POA) eingestellt ist. Dabei gelten die ersten 45 Minuten seiner POA als Beifahrer als Pause. Fahrer 2 übernimmt nun den Fahrdienst. | 4,5 Stunden |
| Fahrer 1 beginnt seine zweite Schicht hinter dem Steuer. Fahrer 2 führt keine Arbeit aus, kann aber die ersten 45 Minuten seiner POA als Pause nutzen. | 4,5 Stunden |
| Fahrer 2 beginnt seine zweite Schicht hinter dem Steuer. Fahrer 1 führt keine Arbeit aus, kann aber die ersten 45 Minuten seiner POA als Pause nutzen. | 4,5 Stunden |
| Innerhalb der EU darf an zwei Wochentagen die tägliche Lenkzeit jedes Fahrers auf 10 Stunden erhöht werden. Sollte diese Grenze noch nicht erreicht worden sein, können die Fahrer ihre Rollen für jeweils eine Stunde erneut wechseln. Damit werden zusammengerechnet zwei weitere Fahrstunden gewonnen. | 1 Stunde + 1 Stunde |
| Nachdem beide Fahrer ihre maximale Lenkzeit ausgenutzt haben, müssen sie eine Ruhezeit einlegen. Der hier dargestellte Besatzungsplan basiert auf einer 10-stündigen Lenkzeit beider Fahrer. Daher reduziert sich die Ruhezeit um eine Stunde. | 9 Stunden |
Haben Sie Fragen zu Fahrtenschreiber-Regeln und Doppelbesetzung?
Um die Vorteile der Doppelbesetzung zu nutzen, ist eine sorgfältige Planung erforderlich. Mithilfe des richtigen Systems können Sie Ihre Produktivität maximieren und gleichzeitig Ihre Verkehrssicherheit und Kundenzufriedenheit erhöhen.
Gern helfen wir Ihnen, in einer persönlichen Beratung, mehr aus ihrer Zeit auf der Straße herauszuholen. Unser Experten-Team beantwortet Ihre Fragen und berät Sie darin Ihre Flotteneffektivität, sowie Ihre generelle Leistung zu erhöhen.
